Was macht ein Objektiv und was bedeuten die Zahlen
Einleitung
Grundsätzlich ist das Objektiv für unseren Sensor oder Film das Fenster nach draußen.
Allerdings ist das nicht nur ein Fenster, es ist eine Lupe, ein Rollo und noch viel mehr.
Was bedeuten die ganzen Zahlen
Grundsätzlich stehen auf Objektiven diverse Zahlen, hier eine erste Erklärung dazu.
Hier ein paar Beispiele:
18-55mm 1:3.5-5.6G VR II sowie ∞-0.28m/0.92ft ø52
Uff, viel Krams. Aber der Reihe nach:
18-55mm
das ist die Brennweite. Das ist der theoretische Wert von der ersten Linse des Objektiv bis zum Sensor/Film.
Die Angabe ist doof, dazu mehr in einem getrennten Artikel.
Aber als Kurzfassung: Zusammen mit Sensor/Filmgröße ergibt das den Öffnungswinkel und damit das Sichtfeld des Objektivs. Je kleiner die Zahl, desto größer der Blickwinkel.
Hier reicht das Objektiv von 18mm bis 55mm, was einem leichten Weitwinkel bis Normalbereich.
1:3.5-5.6
Das sind die Blendengrößen, hier ein Bereich. Bei 18mm kann dieses Objekt bis zu Blende 3,5 und im Bereich 55m bis zu Blende 5,6 öffnen. Bei teuren Zoom-Objektiven oder bei Festbrennweiten ist das nur ein durchgängiger Wert.
Die Blende oder streng genommen die Apertur, ist die Brennweite geteilt durch den maximal Öffnungsdurchmesser des Blendenverschlusses. Also z.B. bei 18mm und f/3,5 sind das 5mm, bei 55mm sind das 55mm/5,6 = 9,8mm.
Entscheidend ist hier jedocher der Wert, z.B. 3,5. Das ist vereinfacht gesagt, die Lichtstärke. Je kleiner, desto mehr Licht kann rein, da die Apertur damit ansteigt. Ein typisches Normalobjektiv mit 50mm f/1,8 lässt deutlich mehr Licht rein als das obige Kitobjektiv mit F/4 bei 50mm. Wie viel mehr, könnt ihr leicht ausrechnen, nachdem ihr den Artikel Beitrag: F-Stops gelesen habt.
Die Angaben G VR II sind hier Herstellerspezifisch und können alles Mögliche bedeuten.
∞-0.28m/0.92ft
Das ist die maximale Fokusbereich des Objektivs, hier von Unendlich bis hin zu 28cm oder 0,92 Fuß. Das bedeutet, ich kann bis auf 28cm an ein Objekt rangehen und es wird scharf oder alternativ bis in die Unendlichkeit. Die Bereich der Schärfe hängt von der Blende ab, mehr dazu in Die Schärfentiefe.
ø52
Das ist der Durchmesser des Gewindes vor dem Objektiv. Hier können Filter aufgeschraubt werden. Der Filterdurchmesser muss hier 52mm sein. Je besser ein Objektiv, oder je Weitwinkliger desto größer auch der Filterdurchmesser und desto teurer wird das dann auch.
Bonustipps
Wenn ihr mehrere Objektive habt, kauft euch den Filter für den größten Durchmesser und verwende Step-Up Filteradapter. Das sind kleine Adapter um z.B. einen 72mm Filter an ein 52mm Objektiv zu schrauben. Gibt es auch andersrum, damit könnt ihr einen 52mm Filter an ein 72mm Objektiv schrauben, verliert aber am Rand Bildinformationen, weil der Adapter das Licht blockiert.
In manchen Fällen ist das zu verschmerzen, ihr müsst dann halt weiter ranzoomen oder zu näher ran gehen.
Es gibt auch schöne Filterlinsen um näher an Objekte ranzugehen, sogenannte Makrolinsen. Diese machen auch einem "normalen" Objektiv ein Makroobjektiv. Natürlich können die kein richtiges Makro ersetzen, aber zum Probieren kann man die unter 20 Euro definitiv investieren. Besser als ein Makro-Objektiv für mehrere hundert Euro, das dann nie eingesetzt wird.
Hier ein 50mm Objektiv F/16 mit allen 4 Makrolinsen aus dem Set, Stativ und 3 Sekunden Belichtung. Da es nicht mehr wirklich gut erkennbar ist: Das ist ein Stahllineal, die 50 ist 50mm Markierung, die kleinen Striches sind 1mm bzw. 0,5mm Markierungen. Das Ende des Lineals berührt fast die Linse, max 0,5mm Abstand. Auch erkennbar, dass die Schärfentiefe geradezu lächerlich wird. Fokus ist auf ~48mm, 47mm bzw 49mm sind schon sehr grenzwertig, was die Schärfe angeht. D.h. im besten Fall reden wir über 2-3mm Tiefenschärfe. Aber wer macht schon alle 4 Makrolinsen auf einmal drauf ;)
Hier ein sinnvolleres Beispiel.
Das "Monster" war Spitze zu Spitze ca. 1,5mm - 2mm groß. Hab es nicht genau vermessen.
Hier mit dem 18-55mm Kitobjektiv bei 55mm und vermutlich dem 4x Makrofilter, f/36, 1/200 mit Blitz.