Direkt zum Inhalt springen und Lesemodus aktivieren
Artikelbild

Artikel anhören


Lesezeit: ca 7 Min Druckversion

Anatomisch korrekte Feen

Von: fabelwesenmutter

 

Es ist wieder soweit. Eine weitere Folge zu Fantasyvölker-Reihe ist fertig.

 

Wie bereits im Artikel über Drachen und der Frage nach der Anzahl ihrer Beine angedeutet, wird es sich heute um die Anatomie von Feen drehen. 

 

Eine Fee? Was ist das?

Verab benötigen wir allerdings eine Klarstellung, was Feen eigentlich sind und woher sie kommen. Und hier muss ich gestehen, dass ich im Zuge der Recherche von ihnen verzaubert wurde. Sie haben mich so sehr in ihren Bann gezogen, dass sogar eine kleine Kurzgeschichte daraus entstanden ist. Die werde ich vielleicht auch noch hier veröffentlichen. Wollt ihr sie lesen?

 

Der Ursprung

Im 12. Jahrhundert tauchte erstmals das Wort fae bzw. fay auf. Im deutschsprachigen Raum entwickelte sich daraus das Wort fei, im englischsprachigen Raum das Wort fairy. In der mittelalterlichen Dichtung wurden Feen zu begabten Figuren (Männer und Frauen), Morgan le Fay ist ein bekanntes Beispiel. Aus dem französischen feé wurde im 18. Jahrhunder die Fee. Zahlreiche, auch heute noch bekannte Märchen handelt von guten oder bösen Feen. Die heute verbreitete Vorstellung von Feen als kleinen beflügelten Wesen, die entweder mit der Natur eng verbunden leben und/oder ein eigenes Feenreich bewohnen, geht auf den Einfluss von William Shakespeare zurück. Mit Disneys Peter Pan eroberte schließlich eine kleine blonde Fee namens Tinkerbell die Kinoleinwände und weltweit Kinderherzen. 

 

Doch wie sehen Feen aus?

Eine magisch begabte Morgan le Fay aus der Artussaga ist in ihrer Menschengestalt alle Mal glaubwürdig. Aber wie steht es um die winzigen ca. 10-15 cm großen Feen in Märchen und der niedlichen Tinkerbell? 

 

Unter biologischen Gesichtspunkten betrachtet:

 

Teil 1 Die Größe

Ein Wesen, das anatomisch einem Menschen gleicht, wäre ein Saugetier. Aber statt 1,5 Meter ist dieses Wesen nur 0,15 m groß. Ist das möglich?

 

Die Antwort ist: theoretisch schon. Allerdings wirken auf einen kleinen Körper ganz andere physikalische Kräfte. Alleine das veränderte Verhältnis von Körpergröße und Körpervolumen hat hier starke Auswirkungen. Kleine Körper benötigen mehr Energie, wodurch der Stoffwechsel beschleunigt ist. Das Herz schlägt beispielsweise schneller und die Atemfrequenz ist erhöht. Das hat erst einmal eine ganz konkrete Folge: Feen würden sehr viel früher sterben, als Menschen, da die Lebenserwartung von Säugetieren mit der Anzahl der Herzschläge zusammen hängt. Das besagt die sogenannte Lebensratentheorie. Demnach sind etwa 1 Milliarde Schläge das Maximum und man stirbt. Und wer jetzt eben schnell nachgerechnet hat, ich kann euch beruhigen. Ein Mensch mit einem durchschnittlichen Ruhepuls von 70 (Schläge pro Minute) stirbt nicht mehr mit 28 Jahren, wie in der Steinzeit und im Mittelalter. Dank unseres Fortschritts liegt unsere Lebenserwartung mittlerweile bei etwa 3 Milliarden Schlägen. Sollte eine Fee unter ähnlichen Bedingungen leben, wäre auch ihre Lebenserwartung höher.

 

Teil 2 Die Intelligenz

Doch für einen solche Leistung ist Intelligenz notwenig, und dies in Kombination mit der Fähigkeit in sozialen Gruppen zu agieren. Moment, was hat soziale Interaktion mit Intelligenz zu tun? Das möchte ich an einem Beispiel aus der Tierwelt zeigen: Kopffüßer, wie Tintenfische, sind sehr intelligent und könnten die nächsten Herrscher der Welt werden. Zu ihrem Erfolg fehlt ihnen allerdings ein ausgeprägtes Sozialverhalten. Als Einzelkämpfer können sie nie den evolutionären Erfolg erreichen, den die Menschheit erreicht hat. Warum? Menschen haben gemeinsam und über Generationen und über Völkergrenzen hinweg Sprache, Schrift und Kultur entwickelt. Wissenschaft und Fortschritt sind alleine auf Grundlage von Zusammenarbeit entstanden. Und was ist mit drm Gehirnvolumen? Kleine Wesen haben logischerweise eine geringere Gehirnmasse. Heißt das also:

Großes Gehirn = Intelligenz? Kleines Gehirn = dumm?

Nein, so einfach ist das nicht. In den vergangenen Jahrhunderten haben Männer (ja), die sich damals Wissenschaftler schimpften, immer wieder versucht die Unterlegenheit anderen Menschen durch vermeintliche Beweise zu bestätigen. Zwei davon sind am bekanntesten: 

Während der Kolonialzeit wurden vor allem viele Afrikaner nach Europa gebracht, um unter anderem anhand anatomische Merkmale eine Minderwertigkeit dieser "Rassen" (schreckliches Wort) zu beweisen. Eine vermeintlich unterlegene Menschengruppe ließ sich unter diesen Unständen nämlich mit viel weniger Gewissensbissen versklaven und ausbeuten. Angeblich kleinere Gehirne und eine zähe Gehirnmasse sollten auf eine mindere Intelligenz hindeuten. Natürlich waren die Gehirne der untersuchten Afrikaner nicht anders als die der Europäer, auch wenn dies durch Verfälschung von Ergebnissen durchaus so hingedreht wurde. Mehr zu der Thematik findet ihr hier in einem Artikel des Ärzteblattes. Ein weiterer Versuch Intelligenz auf die Gehirngröße zu reduzieren, diente dazu, die Unterlegenheit der Frau zu beweisen. Frauengehirne sind in der Tat etwas kleiner als Männergehirne. Allerdings ist dies ein normales Phänomen in der Tierwelt. Je größer ein Wirbeltier ist, umso größer ist das Gehirn. Entscheident ist allerdings nicht die Masse, sondern einzig die Effektivität der Nutzung. Es ist längst widerlegt, dass sich Masse und Intelligenz gegenseitig bedingen.

Auch Feen könnten durchaus sehr intelligent sein, wenn ihre Gehirnareale gut miteinander vernetzt sind und Informationen dadurch effektiv verarbeitet werden. 

 

Teil 3 Der Körperbau und wichtige Organe

Feen sind, spätestens seit Shakespeare, kleine Menschen mit Insektenflügeln. Aber wäre diese Kombination anatomischer Metkmale möglich? Wir erinnern uns an die Schwierigkeiten, die dabei bestehen, Drachen flugfähig zu machen:Drachen-Artikel.

Auch bei Feen gibt es einige Unwegsambarkeiten. Insekten sind, wie alle nicht-Wirbeltiere evolutonär von uns Menschen weit entfernt. Sie besitzen wie wir zwar Organe, aber diese sehen völlig anders aus. Das Herz ist beispielsweise ein Röhrenherz, ein Blutgefäßsystem gibt es nicht, die Organe schwimmen mehr oder weniger im farblosen Insektenblut, der Hämolymphe. 

Zwei so unterschiedliche Systeme zu kombinieren ist schlicht unmöglich. 

Es gibt aber einen Ausweg! Nämlich Konvergenz. Konvergenz beschreibt das Phänomen, dass evolutionär vorteilhafte Merkmale unabhängig voneinander, also unabhängig von Vererbung und Verwandtschaft, entstehen können. Beispiele im Tierreich sind vielfältig z.B. anatomische Anpassungen wie die Entwicklung von Flügeln bei Flugsauriern, Vögeln und Fledertieren (Fledermaus und Flughund). Theoretisch ist es möglich, dass aus echsenartigen Vorgängern Humanoide entstehen, die Reptilienhaut besitzen und wie Menschen leben. Aber dass sie aktuell einen Deep State bilden ist eher unwahrscheinlich. 😉

Unsere Feen könnten demnach Insekten mit annähernd humanoiden Körpern sein oder kleine menschenähnliche Wirbeltiere mit Insektenmerkmalen. 

Gehen wir einmal von letzterem aus, denn in bekannten Filmen und Märchen sind Feen eher kleine Menschen. Wie sähen Feen im Detail aus? Kann man an einen (kleinen) menschlichen Körper einfach Insektenflügel hängen? Die Antwort lautet: Nicht ohne Weiteres. Wie bereits im Drachen-Artikel beschrieben, sind für die Bewegung von Wirbeltier-Flügeln enorme Brustmuskeln notwendig. Dies würde auch gelten, wenn es weder Vampir-, Drachen-, noch Engelsflügel sind. Aber wie ist das bei Insekten? Die haben keine voluminöse Hühnerbrust. Ganz im Gegenteil, optisch besitzen sie überhaupt keine Muskeln. Insekten verfügen allerdings auch über keine Knochen, an denen Muskeln ansetzen können. Statt einem inneren Skelett haben sie ein Exoskelett aus Chitin. 

Unseren Feen müssen wir, damit sie zierlich bleiben, ein Exoskelett verpassen. Zumindest im Brust-/Oberkörperbereich. Wie ein Korsett schnüren wir ihnen einen Brust- und Rückenpanzer (statt aus Chitin vielleicht aus Knorpelmasse?). An diesem Exoskelett können nun von innen Muskeln ansetzen. Dabei übernehmen nicht diese alleine die Flügelbewegung. Zusätzlich durch die Bewegung des Exoskeletts kommt es zur Auf- und Abwärtsbewegung der Flügel. 

 

Schlussfolgerung: 

Ganz so wie Tinkerbell sähen Feen, wären sie anatomisch korrekt, nicht aus, aber immerhin annähern könnte man sie unter biologischen Gesichtpunkten erklären. Mir jedenfalls gefällt die Vorstellung von einem kleinen Hybriden aus Insekt und Mensch. 

 

Hat euch der Artikel gefallen? Dann abonniert meinen Blog oder folgt mir auf Instagram.

 

Eure Fabelwesenmutter.

 

FEE

0 Kommentare
Artikel melden

Unser Algorithmus glaubt, diese Artikel sind relevant: