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Glaubwürdige Fantasywesen -  weil sie sich an ihre Umgebung anpassen

Von: fabelwesenmutter

 

Wann erscheint uns ein Wesen in einer Geschichte glaubwürdig? Genau, dann wenn sein Erscheinungsbild für uns als Lesende Sinn ergibt.

 

Beispiel: Eine kleine rothaarige Meerjungfrau an Land? Klar, aber nur wenn ihr Fischschwanz zu zwei Beine verwandelt wurden. 

 

Es hängt stark von den jeweiligen Lesenden ab, wie Fantasytiere und Gegebenheiten in Geschichten wahrgenommen werden. Natürlich haben alle Fantasywesen eine Daseinberechtigung und wie gut eine Geschichte ist, hängt am wenigsten davon ab, wie eines der Wesen darin gestaltet ist. Eine Fantasygeschichte lebt selbstverständlich von der Phantastik und damit einer gewissen Unplausibilität (oder eher Unschärfe?). Aber ähnlich wie bei Magiesystemen, nimmt die Faszination der Lesenden zu, je plausibler es durchdacht wirkt.

 

Nächstes Beispiel: Ein Pferd das einfach so fliegen kann? Würden wir am ehesten noch in einer Kindergeschichte verorten. Für ältere Lesende muss schon klar sein, warum es fliegt (außer die Klärung des Rätsels ist Teil der Geschichte). Ein Pegasus macht wesentlich mehr Sinn, denn mit Flügeln glauben wir Lesenden auch, dass es fähig ist zu fliegen. 

 

Eure Wesen müssen nicht bis ins Detail durchdacht sein, aber es gibt einige Dinge, die man beachten kann, damit sie glaubwürdiger werden. 

 

Hierfür könnt ihr euch an der Natur orientieren.

 

 

1. Farbe 

Ein Tier passt sich immer farblich an seine Umgebung an (Tarnung). Tut es das nicht, ist es entweder leichte Beute oder ein erfolgloser Jäger. Ausnahmen gibt es aber auch hier z.B. die Paarungszeit (sexuelle Evolution) in der ein oder beide Geschlechter farbenfroh werden. Die Farbe dient also der Fortpflanzung, allerdings oft auf Kosten des eigenen Lebens, wenn ein Jäger ebenfalls aufmerksam wird. Eine andere Ausnahme ist die Signalwirkung, die durch grelle Farben erzeugt wird, um z.B. vor der eigenen Giftigkeit zu warnen (tropische Frösche). Fressfeinde werden abgeschreckt. Dunkle Farben warmen sich stärker in der Sonne auf, das nutzt der Eisbär, um die Wärme  jeden Sonnenstrahls, der seine schwarze Haut trifft einzufangen. Wüstentiere, wie der Fennek haben helleres Fell, aber auch Muster sind dort häufig anzutreffen. Das Netzmuster der Giraffen aus einem Mosaik heller und dunkler Töne in Kombination mit fein verästelten Blutgefäßen unter der Haut, ist die ideale interne Klimaanlage. Die unterschiedlich warmen Fellflecken Sorgen für Luftbewegung direkt über der Haut (Thermodynamik) und dadurch für Abkühlung. 

 

2. Körpergröße

Je mehr Nahrung und je weniger Nahrungskonkurrenz vorhanden ist, umso größer werden Tiere. Beispiel: Nachdem die Dinosaurier ausgestarben, ersetzen Säugetiere diese Nische und wurden gigantisch groß (Megafauna).

Wer im Wald lebt, ist kleiner als Artgenossen, die in der Steppe leben (Beispiel: kleiner Waldelefant vs. afrikanischer Elefant). Je kleiner man ist, umso besser kann man sich Wald bewegen.

Das größte Säugetier aller Zeiten ist der Blauwal. Er kann nur deshalb existieren, weil sein imenses Gewicht unter Wasser keine Belastung für den Organismus darstellt. An Land würde sein Gewicht ihn erdrücken (wie es gestrandeten Walen ergeht). Dinosaurier hingegen stellten die größten Landlebewesen und waren von Muskulatur und Skelett wesentlich besser an die Gravitation angepasst. 

Wichtig zu wissen ist, dass die Größe Einfluss auf die Wärmeregulation hat. Größere Tiere haben im Verhältnis zur Körpermasse weniger Oberfläche. Sie verlieren weniger Wärme. Als Beispiel sei hier der einzige echte Fressfeind des Menschen genannt, der Eisbär. Er ist wesentlich größer als südlich lebende Verwandte wie Grizzly, Braunbär oder Schwarzbär. Im Vergleich dazu sind Tiere in heißen Regionen kleiner als ihre Verwandte in gemäßigten oder kalten Gegenden. Mein Lieblingsbeispiel ist der Fennek. Der Rotfuchs hierzulande ist deutlich größer. Am Beispiel Fuchs lässt sich auch gut Punkt 3 "Körperanhängsel" erklären. 

 

3. Körperanhängsel

Schwänze dienen der Kommunikation oder beim Laufen, Klettern und Fliegen als Unterstützung (Koordination und Gleichgewicht) . Der Polarfuchs und der Schneeleopard nutzten ihn zudem als Kälteschutz ähnlich einer Decke oder einem Schal. Dafür ist ihr Schwanz besonders buschig. 

Im Gegensatz zum Polarfuchs besitzt der Fennek große Ohren, hierdurch hört er besser. Sein Verwandter im Schnee würde über die zu große Oberfläche jedoch zu viel Wärme verlieren (die Allensche Regel). Der Überlebensvorteil wäre dahin.

Hörner dienen der Verteidigung oder bei Rangkämpfen. Zudem können sie bei der Tarnung helfen.

Ein Meister der Körperanhängsel ist der Elefant. Seine großen Ohren sind gut durchblutet und wenn er mit ihnen wedelt, verschafft ihm das Kühlung. Seine Stoßzähne nutzte er zum Graben, um Wasservorkommen unter der Erde freizulegen, die er mit seinem besonders feinem Geruchssinn aufspürt. Der lange Rüssel ist ein multibel einsetzbares Werkzeug. Feinmotorisch, um winzige Nüsse aufzuheben und groß genug um auf einmal gleich 10 Liter Wasser zum Maul zu führen. 

 

 

 

Dies war ein kurzer Exkurs zu verschiedenen Mechanismen, die das Erscheinungsbild von Tieren in der Natur beeinflussen. Nutzt sie gerne, um an euren Fabeltieren zu feilen und ihnen ein klein wenig mehr Glaubwürdigkeit mitzugeben.

 

Eure Fabelwesenmutter

 

Eule

 

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