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Martin Kreftas Profilbild: Zwei Bücher, eins liegend. Darüber ein aufgeklapptes mit den Initialen

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Schokoschneemänner

Von: Martin Krefta und Tom Nentwich

Es war eine bitterkalte Nacht in der Stadt Schokoberg gewesen. Auf den nassen, schneebedeckten Straßen war niemand unterwegs. Kein Wunder, es hatte -10 Grad Celsius und die letzten Tage ununterbrochen geschneit. Doch was war das? Ein dunkler Wagen fuhr die Straße entlang. Als er unter einer Straßenlaterne entlangfuhr, konnte man zwei schemenhafte Personen erkennen, die vor Kälte schlotterten. Außerdem war der Schriftzug „POLIZEI“ auf dem Dach zu sehen. Jeder, der in der Stadt lebte, wusste, wer die beiden Polizisten waren. Kommissar Tinnis und sein Partner Leutnant Nussmann. Die beiden wurden hierhergeschickt, um einen mysteriösen Geräuschvorfall in der Konditorei zu untersuchen. Schon als sie vorhin aus ihrem warmen Büro ins Auto gestiegen waren, hatten sie gefroren und so sehr gezittert, dass der
Polizeiwagen mitzitterte. Nach einer Weile beruhigten sich die beiden. Als während der Fahrt Schnee vom Dach auf das vordere Fenster rutschte,
verschüttete Tinnis vor Schreck seinen frischgebrühten Kaffee auf die Uniformjacke.

„Verdammt, meine Jacke kam erst gestern aus der Reinigung, und den Kaffee hatte ich uns eigentlich zur Aufwärmung mitgebracht“, fluchte er lautstark.

Auch sein Partner hatte sich erschrocken, aber nicht wegen seines leidenden Chefs, sondern weil er aus Versehen nicht den Scheibenwischer aktiviert, sondern dessen Waschfunktion eingeschaltet hatte. Der Nachteil war, dass das aufgesprühte Reinigungswasser begonnen hatte, den abgerutschten Schnee auf der Scheibe festzufrieren. Nussmann maximierte sofort die Frontscheibenheizung und die Bescherung der Sichteinschränkung verringerte sich wieder ein wenig. Kommissar Tinnis war immer noch dabei, den Kaffeefleck aus seiner Jacke zu bekommen, sodass er das kleine Missgeschick seines Partners nicht bemerkte.

„Puhh“, dachte Inspektor Nussmann, „zum Glück hatte Tinnis die verdammte Wasserschlacht nicht gesehen.“

Endlich war der Kaffeefleck wieder aus der Uniformjacke des Kommissars entfernt, zumindest fast. Er war zwar verschmiert worden, aber das übersah Tinnis im Dunkeln des Wagens. Auch das Fenster war wieder von Schnee und Eis befreit. Nun konnten die beiden endlich zur Konditorei fahren. Das Polizeiauto fuhr bis vor die Ladentür, damit die Polizisten nicht aussteigen mussten. Sie ließen die Seitenscheibe etwas hinab, um ihre Taschenlampen durch den Schlitz auf das Schaufenster zu richten. Aber es schien doch alles in Ordnung.

„Du Chef“, begann Nussmann zögerlich, „könnte ich vielleicht einen heißen Schluck Kaffee aus deiner Thermosflasche bekommen?“ Kommissar Tinnis verzog genervt sein Gesicht. Er erinnerte sich nur zu gut an den Vorfall von vorhin. Aber dennoch nickte er und hielt seinem Partner die Flasche vor die Nase. Bevor Nussmann jedoch nach der Flasche greifen konnte, schallte ein lautes Getöse aus dem Laden.

„Schnell, wir schauen nach“, flüsterte Tinnis und stieg aus. An der Ladentür zog er leise seine Pistole und wartete genervt auf seinen Partner. Nussmann saß immer noch im Inneren des Wagens und schlürfte den leckeren Kaffee. Bei Kommissar Tinnis brannten nun alle Sicherungen durch. Ihm war es einfach zu viel. Als Erstes diese Kälte, dann der frisch gebrühte Kaffee auf seiner Uniformjacke. Nun noch sein Partner, der einen auf heile Welt machte und trödelte. Wutschnaubend trat er an das Auto, klopfte an die Scheibe und deutete auf den Laden. Als Nussmann seinen Chef mit hochrotem Kopf vor dem Fenster sah, musste er sich beherrschen, nicht laut aufzulachen, denn der Kontrast war einmalig: weißer Schnee ringsherum und mitten drin ein leuchtend roter Fleck. Nussmann schluckte den letzten Tropfen Kaffee aus seinem Becher und beeilte
sich, dem Kommissar zu folgen.

Die beiden Polizisten hatten ihre Pistolen gezückt. Sie schlichen mit vorgehaltenen Taschenlampen durch die unversperrte Eingangstüre ganz leise ins Ladeninnere. Sie lauschten angespannt, aber das Geräusch von vorhin wiederholte sich nicht. Doch als sie weitergingen, hörten sie ein leises Schmatzen und Platschen. Der Kommissar deutete seinem Kollegen mit der Pistole auf den hinteren Teil des Ladens. Nussmann leuchtete mit der Stablampe auf den Boden und entdeckte Schneespuren, die schon dabei waren zu schmelzen. Auch Kommissar Tinnis hatte die Spuren gesehen. Er war jedoch weitergegangen und blieb vor einer Tür stehen, die nur angelehnt war. Er versuchte durch den Türspalt zu blinzeln, blieb aber leider ohne Erfolg. Die beiden Polizisten hatten sich nun rechts und links der Tür gestellt. Der Kommissar hatte die Taschenlampe in die Hosentasche gesteckt, seine Hand auf die Türklinke gelegt und schaute seinen Partner grimmig an. Nussmann verstand den grimmigen Blick, richtete den Lichtstrahl der Taschenlampe auf den Boden und murmelte ganz leise: „Sorry Chef ...“

Der schüttelte den Kopf und zischte: „Mach die verdammte Lampe aus, pack sie weg. Nimm die Pistole in beide Hände!“ Nussmann schaltete sofort aus und packte sie in die Gürteltasche. Dann hielt auch er seine Pistole in beiden Händen. Er positionierte sich hinter seinen Chef, um ihm im Notfall Rückendeckung zu geben. Tinnis nickte zufrieden, zählte leise von drei rückwärts, und als er bei eins war, zog er mit einem Ruck die Tür auf. Er schrie: „Polizei, Hände hoch. Keine Bewegung!“, und schritt mit vorgestreckter Waffe überhastet in den Raum. Sofort, als die Worte „Keine Bewegung“ verklungen waren, stürmte auch Nussmann hinter seinem Chef her. Die beiden blieben mit großen Augen und offenem Mund wie vor den Kopf gestoßen stehen.

„Ähm ... bilde ich mir das ein oder ist heute der 1. April?“, fragte Tinnis verwirrt seinen Partner. Dieser schluckte lautstark und konnte nur völlig
erstaunt etwas vor sich hinmurmeln. Vor ihnen standen zwei dunkelbraune Gestalten und zogen permanent Schokoladetafeln aus dem Verkaufsregal. Die beiden hatten die lebensgroße Gestalt von Schneemännern und waren außen mit brauner Schokolade überzogen. Kommissar Tinnis ging mit kleinen Schritten auf die Schokoladenschneemänner zu und fragte mit ruhiger Stimme:

„Was macht ihr da? Was wollt ihr mit der ganzen Schokolade?“ Statt einer Antwort hörte er bloß ein Knacken. Er drehte sich zu seinem Partner in der Hoffnung, dass dieser ihm vielleicht eine Erklärung geben könnte. Doch Nussmann kugelte sich vor Lachen und konnte nicht sprechen. Plötzlich sprach einer der Schokomänner: „Wir wollten die Schokolade an Kinder verteilen, damit sie in der Kälte auch etwas Freude haben.“

Der Kommissar wandte sich ihm ganz langsam zu und fragte betont lässig:

„Und wie wolltet ihr die Schokolade aus dem Laden schaffen? Wie ich sehe, schmilzt sie ja jetzt schon. Bis ihr also aus dem Laden seid, wäre die Schokolade dahin. Außerdem ist das Diebstahl und geht...“ In diesem Moment konnte auch Tinnis nicht mehr ernst bleiben. Er hatte den Schokoschneemann erkannt und krümmte sich vor Lachen. Er schlug sich auf die Oberschenkel und musste sich Tränen des Lachens von den Wangen wischen. Auch die Schokomänner lachten nach einigem Zögern mit den beiden Polizisten mit. Nachdem er sich wieder beruhigt hatte, sagte der Kommissar zu seinem Partner: „Das sind die lustigsten Schokodiebe, die ich jemals gesehen habe.“ Nussmann gab seinem Chef recht
und sie beschlossen, die beiden Schokodiebe laufen zu lassen. Dann gingen sie mit einem Lächeln und einem Gefühl der Zufriedenheit zurück zu ihrem Auto. Die Schokomänner rannten aus der Ladentür und verschwanden in der Dunkelheit. Kommissar Tinnis und sein Partner Nussmann stiegen wieder in den Polizeiwagen. Die Kälte war vergessen und die beiden Polizisten freuten sich auf ihre warme Bürostube. Auf dem Rückweg zum Revier begann Nussmann plötzlich zu kichern. „Chef, hast du bemerkt, dass einer der Schokomänner aussah wie unser Bürgermeister? Und der andere wie Pfarrer Jakob?“

Tinnis lachte. „Ja, das habe ich auch erkannt. Vielleicht haben die beiden ja einen besonders süßen Nebenjob?“

Die beiden scherzten und lachten noch lange über die skurrile Situation. Als sie schließlich im Revier ankamen, erzählten sie ihrem Kollegen von dem Abenteuer in der Konditorei. Die Geschichte verbreitete sich am nächsten Tag wie ein Lauffeuer, und bald lachten alle über die „Schokodiebe“, die sich als der Bürgermeister und der Pfarrer entpuppt hatten. In der Stadt hingen Plakate mit der Aufschrift „Gesucht: Die Schokodiebe”. Darunter waren Karikaturen des Bürgermeisters und des Pfarrers als Schokomänner abgebildet. Die Bewohner von Schokoberg konnten vor lauter Lachen kaum noch geradeaus gehen. Doch damit war die Geschichte noch nicht zu Ende. Eine Woche später bekam
Kommissar Tinnis einen anonymen Brief.

„Liebe Polizisten, Ihr habt uns zwar erwischt, aber wir durften euch einen kleinen Scherz schenken. In der Konditorei gibt es jetzt eine neue Spezialität: Polizeipralinen. Sie verleihen jedem, der sie isst, magische Kräfte. Wir hoffen, ihr habt genauso viel Spaß damit wie wir.

Mit süßen Grüßen - Die Schokoschneemänner”

Tinnis und Nussmann schauten sich an und lachten. „Na, dann sollten wir wohl mal diese magischen Spezialpralinen probieren.”

Und so endete die Geschichte der „Schokodiebe“ von Schokoberg, die sich als die lustigsten Schurken entpuppten, die die Stadt je gesehen hatte. Von diesem Tag an war die Konditorei am Hauptplatz landesweit berühmt für ihre Polizeipralinen. Die Bewohner der Stadt genossen nicht nur die Süßigkeiten, sondern auch die gute Laune, die sie verbreiteten. Und wenn es draußen wieder einmal bitterkalt wurde, wussten sie, dass die Schokoschneemänner irgendwo in ihrer Mitte waren. Bereit, ihnen mit einem Scherz oder einer süßen Überraschung ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern.

Nachwort:

Natürlich ist die Geschichte der Schokodiebe erfunden, aber sie erinnert uns daran, dass ein bisschen Magie und Humor selbst die kältesten Nächte erhellen können. Möge sie uns immer dahin führen, die kleinen Freuden des Lebens zu schätzen und ein Lächeln zu verschenken.

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