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Ein Familie aus Lebkuchen, Mutter, Zwei erwachsene, ein Kind in der Mitte, stehen vor einem Zaun, Cartoon Style

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Die Lebkuchenfamilie

Von: Martin Krefta

An Heiligabend in einer schönen, dekorierten Küche, stand Svenja am Fenster und beobachtete den Schneefall, der den Garten mit einer weißen Decke überzog. Plötzlich knackte und raschelte es hinter ihr…

Claude öffnete die Augen, tastete neben sich auf dem Nachttisch nach dem Wecker, der klingelte, und schaltete ihn mit einem festen Schlag aus. Er richtete sich im Bett auf, rieb sich über sein Gesicht und gähnte so ausgiebig, dass sein Kiefer knackte.

„Bist du endlich wach?“, kam es dumpf durch die geschlossene Tür.

„Ja, Mama, bin ich!“, rief er zurück und verdrehte dabei die Augen.

„Dass man immer so eine Hektik machen muss! Nervig…“, murmelte er leise vor sich hin.

„Was hattest du gesagt? Ich habe das nicht richtig verstanden, du musst lauter reden!“, sagte die Mutter, als sie in der Tür stand.

„Oh“, Claude erschrak bei dem Anblick seiner Mutter und den Worten, sprang aus dem Bett, zog sich rasch an und antworte stattdessen:

„Alles gut, ich habe nichts gesagt. Wollte jetzt nur von dir wissen, ob Papa bereit ist.“

Die Mutter lächelte, nickte, drehte sich um und ging aus dem Raum.

Die Mitglieder dieser Familie waren keine Menschen sondern Lebkuchenleute. Claude war der Größte aus der Familie, er überragte seine
Eltern um gut einen Kopf. Auf seinem Oberkörper waren drei weiße Stellen, die im Dunkeln leuchteten. Claude nahm seine Lieblingsmütze von der Tür, die aus Zuckerwatte bestand, und setzte sie sich auf den Kopf.

„Bist du soweit mein Junge? Ich möchte nämlich mit dem Gartenzaun fertig sein, bevor unsere Gäste kommen“, sagte eine dunkle Stimme in seinem Rücken. Claude drehte sich um und streckte seinem Vater den Daumen entgegen. Der Vater machte die Haustür auf und erstarrte mitten in der Bewegung. Claude wollte gerade etwas sagen, als der Vater seine Hand auf seinen Mund drückte und den Kopf schüttelte. Da tauchte auch schon ein Gesicht vor der Haustür auf und verdunkelte die zwei Lebkuchenmänner. Claude erschrak so sehr, dass er aufschrie und zurücktaumelte. Sein Vater hingegen strahlte über sein ganzes Gesicht, winkte der Person zu und lachte. Er drehte sich zu Claude um und sagte grinsend:

„Es ist alles in Ordnung mein Junge, das ist Svenja, eine sehr, sehr gute Freundin von uns. Sie hilft uns bei dem Gartenzaun.“

Claude schluckte und trat wieder neben seinen Vater. Er blickte nach oben und sagte schüchtern:

„Hallo Svenja, mein Name ist Claude.“

Svenja lachte, klatschte in die Hände, sprang voller Begeisterung in die Luft und rannte zum Backofen, wo sie auch gleich ein Backblech rausholte und zurückkam. Auf dem Backblech befanden sich mehrere kleine und große, dicke und dünne Plätzchen.

„Das ist aber super, dass du schon das Material vorgeformt hast“, sagte Claudes Vater und schaute Svenja mit leuchtenden Augen an. Claude und sein Vater, gingen vor die Tür und zu dem Blech mit den Plätzchen. Sie nahmen sich jeder eines und steckten es in den Zuckerwatteboden des Gartens. Nach zwei Stunden, waren sie fertig mit ihrer Arbeit. Claudes Mutter kam ab und zu raus und redete leise mit Svenja. Nun kam sie wieder aus dem Haus und als sie den fertigen Gartenzaun sah, lief sie mit ausgebreiteten Armen auf Claude und seinen Vater zu. Sie nahm die Beiden in die Arme, drückte sie ganz fest an ihre Brust und gab Ihnen einen Kuss auf die Wange. Der Vater und Claude schauten sich an und fingen an zu lächeln. Die Mutter rannte zu dem Gartenzaun, legte ihre Hände auf den Rand und bedankte sich auch mehrmals
bei Svenja. Svenja lachte und machte einen Hofknicks wie es im Mittelalter üblich war.

„Der Gartenzaun ist wirklich wunderschön geworden“, sagte eine fremde Stimme.

Alle vier drehten die Köpfe und sahen einen gutaussehenden jungen Mann, der aus der Dominosteinfamilie zu kommen schien. Er stand vor dem Tor und betrachtete den Zaun. Claudes Vater nickte seinem Sohn zu und ging mit schnellen Schritten auf den Mann zu. Als er noch einen Meter von dem Mann entfernt war, blieb er stehen und sagte:

„Hallo Herr Stein, wie geht es Ihnen? Schön dass Sie meiner Einladung gefolgt sind und zu uns gefunden haben. Den Zaun haben mein Sohn, eine gute Freundin und ich gerade fertig aufgebaut.“

„Guten Morgen, mir geht es gut, danke der Nachfrage. Ich hoffe Ihnen und Ihrer Familie auch. Die Verzierungen sehen wirklich sehr gut aus, als könnte er wie ein Leuchtturm in der Nacht leuchten.“ Herr Stein streckte ihm die Hand entgegen, die der Vater ergriff und schüttelte. Als er die Hand los ließ, schloss er das Türchen auf und Herr Stein betrat den Garten. Claudes Vater und Herr Stein gingen auf die Mutter zu, die auch die
ausgestreckte Hand von Herr Stein schüttelte.

„Sie sehen umwerfend aus!“

„Nicht wirklich“, dachte sie und wurde rot.

„Dankeschön für das Kompliment.“

Sie zeigte auf die Eingangstür und nickte ihrem Mann zu. Dieser blickte Herr Stein an und sagte:

„Kommen Sie, ich gebe Ihnen im Haus etwas zu trinken und die Frauen können ungestört reden.“ Er legte seine Hand auf den Arm von Herr Stein und führte ihn Richtung Haustür.

Auf dem Weg stieß Claude zu den zwei Männern.

„Kommt auch zufällig der Herr Printe zu euch?“ fragte Svenja.

„Ja genau, woher weißt du das?“, antwortete Claudes Mutter mit einer hochgezogenen Augenbraue.

„Das war nur geraten, er arbeitet ja auch mit deinem Mann und Herrn Stein in der Zuckerfabrik.

Da habe ich wirklich nur kombiniert und geraten.“

„Das ist richtig, Herr Stein und Herr Printe sollen wenigstens einmal im Jahr einen freien Tag haben und deswegen habe ich, beziehungsweise mein Mann und ich Sie zum Essen eingeladen.“

Svenja drehte den Kopf zum Gartentor und winkte. Claudes Mutter drehte sich auch um und sah Herrn Printe, der winkte und dabei lächelte.

„Hallo ihr beiden, der Zaun ist wirklich richtig schön geworden! Haben dein Mann und du, Svenja, den aufgestellt?“, fragte er, während er dabei das Tor aufmachte und auf sie zu ging. „Ja, das ist fast richtig“, antwortete die Mutter, „auch mein Sohn hat den Beiden geholfen.“

Herr Printe hob den Daumen und streckte der Frau die Hand entgegen, die sie nahm und schüttelte. Er blickte auf, lächelte und ging Richtung Haus davon.

Herr Stein, Claude und sein Vater saßen um einen Tisch, der in einem bunten Wohnzimmer stand. Sie sprachen gerade über die Arbeit, als die Tür auf ging und eine dunkle Person den Raum betrat. Claudes Vater sprang hastig
von seinem Stuhl hoch, zog einen Weiteren an den Tisch und sagte:

„Hallo Herr Printe, schön dass sie gekommen sind. Setzen Sie sich bitte, möchten Sie etwas trinken?“ Herr Printe schüttelte den Kopf und steuerte ohne etwas zu erwidern auf den angebotenen Stuhl zu. Er setzte sich, nickte Stein zu, lächelte Claude an und wandte sich direkt an dessen Vater.

„Danke für die Einladung. Es ist schön, einen Abend mal nicht im Büro zu sitzen und zu arbeiten.“

„Das glaube ich Ihnen, denn unserem Chef ergeht es nicht anders.“ Herr Stein nickte und fragte schließlich in die Runde:

„Warum haben Sie uns ausgerechnet an Heiligabend eingeladen?“ Jetzt schaute auch Herr Printe Claudes Vater fragend an.

„Das kann ich Ihnen leider nicht sagen, es soll eine Überraschung sein“, sagte Claudes Vater mit einem Lächeln im Gesicht. „Aber eines kann ich Ihnen verraten, schauen Sie nach dem Essen bitte aus dem Fenster.“

Nach einer Weile wurde das Abendessen serviert. Nachdem wieder abgeräumt wurde und Claudes Mutter das Wohnzimmer betrat, sagte der
Vater:

„Wenn ich nun alle bitten dürfte, stehen Sie auf und schauen bitte aus dem Fenster.“ Sie hob den Arm, blickte auf die Uhr und murmelte vor sich hin: „20:59 Uhr, noch 1 Minute.“

Svenja umfasste das Zuckerwattehäuschen und trug es gegenüber auf die Ablagefläche.

Sie drehte das Häuschen so, dass man aus dem Wohnzimmerfenster das rot-weiß gestreifte Häuschen auch sehen konnte. Pünktlich um 21:00 Uhr, gingen die ganzen Lichterketten des rot-weiß gestreiften Häuschens an. Die Lichter hingen an dem Haus, im Garten und vor den Fenstern.

„Was passiert denn jetzt?“, fragte Herr Stein skeptisch und wurde blass.

Claudes Vater grinste und sagte nur: „Wir fliegen.“

Nachdem das Haus wieder stand, sahen alle vor dem Fenster ein rot-weiß gestreiftes Haus, welches ordentlich geschmückt war. Lichterketten hingen nicht nur über den Büschen und Sträuchern, sondern sie hingen auch von der Regenrinne herunter. In diesem Moment gingen die Lichter an und die fünf Personen vor dem Fenster mussten ihre Augen zusammenkneifen, da es so hell war. Plötzlich öffnete sich die Tür zur Terrasse und ein dicker Mann verließ das Haus. Der Mann hatte einen weißen Bart, weiße Haare, eine große Brille auf der Nase und trug einen Anzug. Als er im Licht der Lampen stand, sah man auch deutlich den rot-weiß gestreiften Anzug, die schwarzen Handschuhe und die dazugehörigen schwarzen Stiefel.

„Ist das nicht der Weihnachtsmann?“, fragte Claude leise seinen Vater.

„Psst…“, machte sein Vater und zeigte mit der Hand nach draußen.

Der Weihnachtsmann nahm zwei Päckchen aus einem braunen Sack und ging auf das Häuschen mit den Bewohnern zu. Er klopfte gegen die
Fensterscheibe, stellte die Päckchen auf die Fensterbank und rief:

„Ho-Ho-Ho, fröhliche Weihnachten wünsche ich Ihnen, liebe Familie Lebkuchen, Familie Dominosteine und Familie Printe.“

Erst sahen Herr Stein und Herr Printe den Weihnachtsmann misstrauisch an, danach Claudes Vater. Dieser bemerkte die Blicke, schüttelte aber den Kopf und grinste breit.

„Auch für Dich habe ich etwas, schließe deine Augen und zähle bis zehn. Wenn Du dies gemacht hast, dann wirst Du mein Geschenk erhalten“, flüsterte der Weihnachtsmann.

Claude öffnete das Fenster, nahm die zwei Päckchen und schloss es wieder. Er stellte sie auf den Wohnzimmertisch und ging wieder zurück ans Fenster.

„Warum sind es denn nur zwei Päckchen? Wir sind doch drei Familien oder nicht?“, murmelte Herr Stein vor sich hin.

„Ja, das ist richtig, aber wir zählen als zwei große Familien“, sagte Claudes Vater leise zu ihm.

Herr Printe ging leise auf den Tisch zu und machte die Päckchen auf. Er drehte sich öfters um, um zu schauen ob ihn jemand beobachtete, aber alle sahen wie gebannt aus dem Fenster.

„Kann jemand von Ihnen die Svenja sehen?“, fragte Claude in die Runde.

Sie drehte das Häuschen genau in dem Moment, als der Weihnachtsmann in seinen Schlitten kletterte und los flog. Svenja ging schnell zu dem
Küchenfenster, machte es auf um den Weihnachtsmann in die Schneelandschaft zu lassen. Als er kurz vor dem Fenster war, stoppte er in der
Luft und holte ein winziges Päckchen aus seinem Sack, ließ es fallen und im Flug wurde es so groß wie eine Melone. Sie fing es auf und strahlte den Weihnachtsmann an. Der dicke Mann zwinkerte ihr zu und flog in die weiße Nacht.

„Schau aus dem Fenster mein Sohn, dann wirst Du Deine Frage beantwortet sehen“, flüsterte sein Vater ihm ins Ohr. Alle sahen wie der
Weihnachtsmann auf seinen Schlitten kletterte, der Svenja ein Paket zuwarf und durch das Küchenfenster flog. Alle außer Herr Printe. Der lag mit einem Lächeln im Gesicht auf dem Boden. Herr Stein wollte seine Hand auf die Schulter seines Kollegen legen, fuhr aber durch die Luft. Er drehte seinen Kopf zur Seite und sah… Nichts. Stein drehte sich nun ganz um und sah gerade noch wie Herr Printe auf den Boden sank.

„Ehm… Ehm…“, sagte er, aber keiner bemerkte es. Herr Stein räusperte sich und alle sahen ihn fragend an, während er Richtung Tisch ging. Bevor Svenja das Päckchen aufmachte, sah sie aus dem Augenwinkel, das Familie Lebkuchen, Herr Stein und Herr Printe nicht mehr am Fenster standen. Sie öffnete es nur an einer Ecke und blickte noch einmal nach draußen in das Schneetreiben, in der Hoffnung den Schlitten zu erblicken. Plötzlich kribbelte ihre Nase und sie schaute überrascht auf den Glitzerstaub, der aus der Ecke des Pakets zu kommen schien. Sie sah gerade noch wie der Weihnachtsmann hinter dem Mond verschwand, bevor sie mit einem Lächeln auf den Boden sank und einschlief.

Herr Stein wollte sich neben seinem Kollegen hinknien, als Claude rief:

„Schaut mal, Herr Printe hat die Päckchen geöffnet, aus denen Glitzerstaub aufsteigt.“

Sie schauten alle erst auf die Päckchen und danach betrachteten sie das Schauspiel des Glitzerstaubs. Herr Stein öffnete den Mund um etwas zu sagen, kippte aber wie ein gefällter Baum auf die Seite und schloss mit einem Lächeln im Gesicht die Augen.

Claude blickte fragend seine Eltern an, die sich wortlos in die Arme Namen und bevor der Glitzerstaub sie umschloss, flüsterten alle:

„Frohe Weihnachten“

Der Glitzerstaub umschloss die drei Personen, leuchtete bunt auf und sank zusammen mit der Lebkuchenfamilie auf den Boden. Kurz bevor die
Lebkuchenfamilie den Boden erreichte, lächelten sie sich an und schlossen  ebenfalls die Augen.

Artikel veröffentlicht am am 24 auf https://martinkrefta.de/2021/12/die-lebkuchen-familie

Artikel-Bild erstellt von Content Nation mittels Stable Diffusion.

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