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Das Bild zeigt eine junge Hexe mit großen, leuchtenden Augen und dunkelblauen, funkelnden Haaren, die in sanften Wellen über ihre Schultern fallen. Sie trägt einen verzierten Zauberhut, der mit Sternen und einer Galaxie verziert ist, sowie eine passende, dunkelviolette Robe mit goldenen Akzenten. In ihrer Hand hält sie einen Zauberstab, aus dem magische Funken sprühen, während sie über einem dampfenden Kessel steht, aus dem ein leuchtender, lilafarbener Zaubertrank aufsteigt. An ihrer Seite sitzt ein neugieriger kleiner Kater mit glänzendem, braunem Fell und wachsamen Augen. Sie befinden sich in einem gemütlichen Raum, gefüllt mit Regalen, die mit allerlei magischen Zutaten und Leckereien bestückt sind. Ein Schokoladenriegel, gebrochen und bereit zum Naschen, liegt auf einem Holzbrett vor ihnen. Das sanfte Licht einer Kerze und die warme Ausleuchtung des Raumes schaffen eine einladende und heimelige Atmosphäre voller Geheimnisse und Zauberei.

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Die Schokohexe

Author: Martin Krefta und Tom Nentwich

Vor langer, langer Zeit, als die Welt noch einfacher und die Naschereien selten waren, lebte eine außergewöhnliche Hexe namens Luna am Rande eines verschlafenen Dorfes. Und aus den Kaminen stieg stets ein verführerischer Duft von geschmolzener Schokolade auf. Luna verbrachte ihre Tage damit, schokoladige Kreationen zu erschaffen und genüsslich zu kosten. Doch eines sonnigen Morgens hatte sie eine Idee, die selbst ihre wildesten Träume übertraf.

„Was hast du vor, Luna?“, fragte ihr treuer Kater Whiskas, der auf dem Fensterbrett lag und ihr zusah, als sie ihren Zauberstab ergriff.

Luna lächelte geheimnisvoll. „Whiskas, mein Freund, heute werden wir etwas ganz Besonderes zaubern. Etwas, das die Welt noch nie gesehen hat!“

„Du und deine verrückten Ideen, Luna. Aber ich bin gespannt“, schnurrte der Kater, während er sich genüsslich über das Fensterbrett rollte und danach gähnte.

Mit einem verschmitzten Lächeln auf den Lippen begab sie sich zum Stall ihrer Gänse, einem riesigen, von ihr selbst gezauberten Gebäude. Die Gänse schnatterten fröhlich vor sich hin, ahnungslos, was auf sie zukommen sollte. Luna führte den Zauberstab in einer eleganten Geste und in einem Augenblick verwandelten sich die Federtiere in knusprige Schokokekse. Die Vögel gaben ein aufgeregtes Keksgeklapper von sich, einige liefen sofort aus dem Stall, als die Hexe Luna die Tür versehentlich offengelassen hatte. Doch sie war nicht beunruhigt , denn sie sprang schwungvoll auf ihren fliegenden Schokoladenteppich und folgte den plötzlich schokoladigen Gänsen in die Lüfte.

Unten im Dorf ging das Leben wie gewohnt weiter. Die Bauern boten heute auf dem Wochenmarkt ihre frischen Produkte an. Und die  Dorfbewohner schlenderten durch die Gassen, plauderten miteinander und genossen die seltene Sonne.

„Schau mal, Elise, diese Äpfel sind wunderschön“, sagte ein älterer Mann zu seiner Tochter und wies auf den Marktstand eines Bauern.

Sie nickte ihm zustimmend zu. „Ja, Papa, lass uns welche kaufen.“

Doch dann, wie aus dem Nichts, rief eine Frau mit kunstvoll frisierter Haarpracht: „Verdammt, meine Frisur! Hans, der Wettermann, hat doch
Sonnenschein vorhergesagt, warum regnet es dann?“ Ihre Verärgerung schien eine Kettenreaktion auszulösen, denn plötzlich blickten alle zum Himmel.

„Was zum Teufel ist das?“, murmelte ein Bauernsohn, der gerade seine Hühnereier zum Verkauf anbot.

Der Bürgermeister des Dorfes, ein Mann mit Vorliebe für Ordnung und Vernunft, kam gerade die Treppe des alten Rathauses herunter. Als er die
Menschen sah, die gebannt in den Himmel starrten, schüttelte er den Kopf und dachte, sie seien verrückt geworden. Doch als er ebenfalls den Blick nach oben richtete, erstarrte er. Denn über ihnen fielen nicht die gewohnten Regentropfen vom ergrauten Himmel, sondern knusprige Krümel von Keksen. Die Dorfbewohner starrten fassungslos auf den ungewöhnlichen Anblick und einige streckten vorsichtig ihre Hände aus, um die Keksbrösel aufzufangen. Das war ja ein regelrechter Keksregen. Die Hexe Luna schaute über den Rand ihres fliegenden Schokoladenteppichs und schrie auf, als sie ihre flüchtigen Gänse in der Luft entdeckte. Doch sie war nicht gewillt, ihre Schoko-Experimente im Himmel zu lassen.

„Was hast du nur angestellt, Luna?“, fragte sie sich selbst und murmelte leise einen Zauberspruch, um die Gänse zurückzuverwandeln. Ein erneuter Zauber und die Vögel verschwanden spurlos. Luna atmete erleichtert auf und fühlte sich wie eine Dompteuse des Süßen. Der Bürgermeister hatte die Verwandlung der Kekse in Gänse genau verfolgt und konnte seinen Augen nicht trauen, als sie wieder hinter dem Dach der Kirche verschwanden. Doch plötzlich tauchte ein weiteres unerwartetes Phänomen am Himmel auf. Da war ein fliegender Teppich, der geradewegs auf die Dorfmitte zusteuerte. Langsam und mit zitternden Knien trat der Bürgermeister zur Mitte des Dorfes und wartete gespannt auf die Landung. Die Dorfbewohner starrten ebenfalls misstrauisch auf die fliegende Hexe auf dem Teppich. Doch Luna beschloss, die Stimmung aufzulockern und ihren Zauber in ein fröhliches Schauspiel zu verwandeln.

„Was ist das?“, rief ein kleiner Junge und zeigte auf die Tafeln Schokolade, die Luna in der Luft schweben ließ.

„Schokolade, mein Kind“, antwortete Luna mit einem breiten Lächeln. „Die köstlichste Schokolade, die ihr je probieren werdet.“

Die Dorfbewohner betrachteten die Schokolade skeptisch, doch die Neugier siegte über die Skepsis. „Komm, probiere mal, Friedrich“, sagte eine ältere Dame zu ihrem Nachbarn. Er zögerte zwar einen Moment, nahm dann aber ein Stück Schokolade und kostete. Der Geschmack war himmlisch und ein Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus. „Das ist fantastisch!“, rief er aus.

Nun begannen die Dorfbewohner zu klatschen, zu pfeifen und zu jubeln. „Schokohexe, Schokohexe, Schokohexe!“, skandierten sie und feierten Luna als Heldin des Tages.

Nachwort:
Es ist wichtig, stets etwas auszuprobieren. Nur durch Probieren kommt man weiter. Diese Geschichte soll uns daran erinnern, dass das Leben selbst ein magisches Abenteuer ist, voller süßer Überraschungen und unerforschter Möglichkeiten. Es liegt an uns, die Welt mit der Freude und Offenheit eines Kindes zu betrachten und die Schönheit in den kleinen Wundern des Lebens zu entdecken.

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